Haupthaus

Das von der Straßenseite eher unscheinbar wirkende Haus Hölle 10 wurde vor 2005 auf eine Bauzeit im 18. Jahrhundert geschätzt. Durch die dendrochronologische Untersuchung im April 2005 wurde festgestellt, dass die Ständerwand des Kernbaus aus dem Jahr 1410 stammt. Somit zählt das Haus Hölle 10 zu den ältesten Gebäuden Quedlinburgs.

Straßenansicht

Hofansicht

Kernbau von 1410

Der ursprüngliche Kernbau mit charakteristisch spätmittelalterlicher Abbundtechnik wurde in Mischkonstruktion aus hofseitiger Ständer-Geschossbauweise und straßenseitiger Vorkragung errichtet. Die mittelalterliche Ausfachung bestand aus Stroh-Lehm-Flechtwerk mit vertikalen Staken.

Durch zwei Umbauphasen wurden die Fassaden sowohl auf der Straßenseite als auch Richtung Hof stark verändert.

Umbau der Straßenfassade im 18. Jahrhundert

Die straßenseitige Fassade wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in ihrer Ständerstellung komplett erneuert. Die Ursache hierfür lag wohl im Wunsch nach größerer Durchfensterung und einer brandsicheren Außenschale aus Backstein. Dementsprechend sind die Ständer in rhythmisierter Folge gestellt und weichen von den Bundachsen des Kernbaus ab. Die vorkragende Saumschwelle büßte spätestens zu dieser Zeit ihre Knaggen ein und wurde als horizontaler Gesimskasten mit profilierten Brettern verkleidet. 1 

Umbau der Hofseite im 19. Jahrhundert

Eine entscheidende Wohnraumerweiterung erbrachte der Hofanbau auf der Südseite im 19.Jahrhundert. Mit einer Raumtiefe von fast vier Metern, Befensterung von der Südseite und einer zweizügigen "Russischen Röhre" zur Ofenheizung im Erdgeschoss und Obergeschoss, bot der Anbau günstige Wohnbedingungen für mindestens zwei weitere Wohnparteien.

Das Dachwerk des Vorderhauses wurde für den Anbau auf der Hofseite durch Auflieger von ursprünglich 56° auf 28-29° Dachneigung abgeschleppt.

Interessanterweise überbaut die hofseitige Westwand der ehemaligen "schwarzen Küche" mittig einen Brunnen. Aus ihm konnte sowohl vom Hausinneren als auch vom Hof aus Wasser entnommen werden. Der Brunnen gehört höchstwahrscheinlich noch zum mittelalterlichen Bestand. 2


1  Högg, Frank: Gefügekundliche Dokumentation 2006 und bauforscherische Empfehlung zur Sanierung, S.10

2  Högg, Frank: Gefügekundliche Dokumentation 2006 und bauforscherische Empfehlung zur Sanierung, S.15